Sie waren ein Herz und eine Seele, sagte Robert, der Lebensgefährte von Petra, unter Tränen in einer unserer letzten Trauerbegleitungen. Sie hatten noch so viel vor, wollten vor Weihnachten zum Shoppen nach New York. Doch dann kam alles anders. Diese innige Verbindung der beiden ist in den Erzählungen sehr spürbar und eines, was sie sehr verbunden hat, war, wie bei vielen anderen auch, die Leidenschaft zum Kochen und zum Essen. Sogar Kochabende mit Freunden fanden regelmäßig bei Ihnen zu Hause statt.
Immer wieder kommen Menschen zu mir in die Trauerbegleitung, die mit dem verstorbenen geliebten Menschen gerne kochten, gemeinsam aßen und vielleicht auch gerne Leute zu sich nach Hause einluden. Im Kochen und Essen besteht oft eine starke Verbindung, und das, wo eigentlich doch alles verloren scheint - denn nichts ist mehr so, wie es einmal war.
"Du bist gestorben aber nicht verloren. So finde ich dich wieder - in meinen Gedanken, in meinen Worten und in meinem Tun und das, solange ich lebe."
So frage ich immer wieder nach einer gewissen Zeit der Begleitung meine Klientinnen und Klienten, die mir von dieser Verbindung erzählen, ob sie sich denn nicht ein „Kochen in Memoriam“ vorstellen könnten, wo alle Freunde wieder zusammenkommen und wo man dem verstorbenen geliebten Menschen besonders gedenke. Ein kurzer Augenblick des Nachdenkens folgt meistens, und dann huscht oft ein kleines Lächeln über ihr Gesicht. Meistens möchten sie dann nachdenken und mit mir im nächsten Termin nochmals darüber sprechen. Da, wo das gemeinsame Kochen und/oder Essen einen hohen Stellenwert hatte, entscheiden sich die Menschen meistens für ein solches Event.
Dann folgt die Planung, die auch gerne in unseren Terminen besprochen wird. Es soll doch ein besonderes Event für den verstorbenen geliebten Menschen werden und so sollen schöne Einladungen nicht fehlen. Diese Einladungen werden dann vorwiegend per E-Mail aber manchmal auch per Post versendet. Es gibt nahezu immer das Lieblingsgericht, und das Lieblingsgetränk des oder der Verstorbenen. Manchmal muss auch die Deko im passenden Stil sein, wenn der bzw. die Verstorbene immer viel Wert darauf gelegt hat. Ein gerahmtes Bild, meist ein Porträtfoto, bekommt natürlich einen besonderen Platz am oder in der Nähe des Tisches. Es wird auch ein Platz für den geliebten oder die geliebte Verstorbene gedeckt. Der Stuhl bleibt zwar leer aber auf dem Teller steht eine brennende Kerze - so, als wäre er/sie in einer anderen Form mitten unter ihnen.
Ich mache auch immer den Vorschlag ein Fotobuch mit Bildern, eventuell von früheren Kochabenden oder anderen Events, zu gestaltet und drucken zu lassen. Es soll neben einer brennenden Kerze aufgelegt werden. Dort können es sich alle ansehen, sich an den geliebten verstorbenen Menschen erinnern und sich ihrer Trauer hingeben - wohlwissend, dass es auch schmerzlich sein wird. Ein paar freie, weiße Seiten im Fotobuch sollen Platz für persönliche Worte an ihn lassen. "Du fehlst!" od. "Wir vermissen Dich!" wird ganz sicher darin zu lesen sein. Nahezu alle meine Klientinnen und Klienten haben den Anspruch, dass alles so sein soll, wie es dem geliebten Menschen auch gefallen hätte - vor allem, dass man an ihn denkt, über ihn oder sie spricht, zusammen isst und lacht.
Es ist sehr berührend mit welch unbeschreiblicher Liebe diese Kochevents veranstaltet werden. Es ist diese Liebe, die auch nach dem Verlust nach Ausdruck sucht. So nehme ich als Begleiter auch eine stille Freude in unseren Herzen wahr und ich kann oft nur mit den Worten meines Herzens den so innigen Wunsch der Trauernden bestätigen:
"Ja, und er/sie wird dann da sein – anders, aber er/sie wird in dieser anderen Form mitten unter euch sein."
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Trotz freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung wurden Namen in dern Einleitung geändert.